Herta Niessner, ein Nachruf

Herta Niessner bei der Zamenhoffeier Wien 2018

Vor Kurzem erreichte uns die traurige Nachricht, dass Herta Niessner am 11.11.2020 verstorben ist.

Sie war Volksschullehrerin und Sonderschullehrerin. In der Besatzungszeit war sie auch Dolmetscherin. Sie liebte Sprachen und das Reisen. Ab den 1990-er Jahren war sie in der Wiener Esperanto-Szene aktiv.

Hier ist ihr Lebenslauf.

Geboren am 20.03.1921 in Wien XV im Zuge einer Hausgeburt.

06.03.1939, Matura mit Auszeichnung, 16. Bezirk, Schuhmeierplatz 7 (staatliche Oberschule für Jungen).

Zum Reichs-Arbeitsdienst wurde sie nach Masuren (Ostpreußen, heute Polen) eingezogen. Sie konnte sich später noch genau erinnern, dass sie gerade auf dem Feld arbeitete, als 1939 die Nachricht vom Ausbruch des Weltkrieges kam.

Ein Halbbruder (vom gemeinsamen Vater) ist seit 1943 in Russland vermisst. (Ein zweiter Halbbruder überlebt den Krieg und stirbt im Jahr 2009, im 94. Lebensjahr.)

26.04.1944 – 12.03.1945 Lehrgang in der Lehrerbildungsanstalt Wien I, Hegelgasse 14.

13.03.1945 hat sie die 1. Prüfung für Volkschullehramt bestanden.

1945-1947 provisorische Volksschullehrerin in der öffentlichen Volksschule Hackengasse 13, Wien.

1947 Lehrbefähigungszeugnis (nach bestandener Prüfung) für allgemeine Volksschulen.

Während der Besatzungszeit (1945-1955) war sie Dolmetscherin bei den Alliierten für Französisch – Deutsch. Englisch beherrschte sie auch.

01.09.1955 an der Sonderschule für schwach befähigte Kinder in Kienmayergasse 41, Wien.

16.05.1957 Lehrbefähigungszeugnis für Sonderschulen. Prüfungskommission für den Unterricht schwach befähigter Kinder.

16.03.1964 Lehramtszeugnis für Sonderschulen. Lehrbefähigungsprüfung für den Unterricht sprachgestörter Kinder.

Seit 11.10.1958 lebte sie zusammen mit ihrer Mutter in einer Wohnung im 14. Bezirk in Wien. Nach dem Tod der Mutter 1979 wohnte sie alleine in der Wohnung bis zu ihrem Tod 2020. Sie war Zeit ihres Lebens ledig, hatte keine Kinder.

Ihre Reisen führen sie nach Frankreich, Zypern, Dänemark, Finnland und Australien. Auch Freunde in Holland und Deutschland werden gelegentlich besucht.

Esperanto lernt sie vermutlich aus Anlass des Weltkongresses 1992 in Wien kennen. Emil Vokal war eine wesentliche Bezugsperson. Sie nahm an regelmäßigen Treffen am Donnerstag teil.

Belegt sind Teilnahmen an UK 1992 Wien, 1995 Tampere (Finnland), 1997 Adelaide (Australien), 1998 Montpellier (Frankreich), 2003 Göteborg (Schweden).

UEA-Mitglied war sie 2007-2009.

Für ASLE engagiert sie sich. ASLE ist Aŭstria Socialista Ligo Esperantista – Bund Sozialistischer Esperantisten Österreichs (Jonas Bund).   
Bei ASLE hatte sie die Funktion Afergvidanto (Obfrau): von 25.11.1996 bis zur Auflösung von ASLE 15.06.2009.

Sie war Schriftführerin der Gesellschaft für Internationale Verständigung – Esperanto-Freunde: 27.11.1995 – 23.11.2005. Bei letzterem Datum fand eine Generalversammlung der Gesellschaft statt. Nachher ist leider keine Nummer mehr von INTERTNATIONALE INFORMATIONEN erschienen.

Ihre Wohnung, die im 2. Stock liegt, erreicht sie bis ins hohe Alter zu Fuß über die Treppe.
Im Juni 2019 stürzt sie über die Treppe und bricht sich die Hand. Danach kümmert sich ein Pflegedienst um sie. Obwohl nur die Handwurzel gebrochen ist, muss ihr ganzer Arm eingegipst werden. Hinausgehen kann sie nun nur noch in Begleitung. Durch das Ausbleiben der gewohnten Bewegung verschlechtert sich ihr allgemeiner Gesundheitszustand. Auch die schon zuvor wahrnehmbare Vergesslichkeit verstärkt sich.

Am 10.09.2020 findet der Pflegedienst sie außerhalb ihres Bettes liegend vor. Es war ihr nicht mehr möglich gewesen, von alleine aufzustehen.
Noch an diesem Tag wird sie zur stationären Pflege in das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien überstellt. Herzschwäche und drohende Lungenentzündung wurden diagnostiziert. Als sich ihr Zustand weit genug gebessert hatte, wurde sie am 28.09.2020 in ein Wohnpflegeheim im 22. Bezirk überstellt. Dort fühlt sie sich wohl, freut sich über die Kontakte zu anderen Heiminsassen.

Am 06.11.2020 wird sie positiv auf Corona getestet. Sie stirbt am Abend des 11.11.2020. Nahe Verwandte können sich noch von ihr verabschieden. Wegen der Covid-19-Maßnahmen können sie aber nur kurz bleiben.
Sie wurde 99 Jahre alt.

Herta Niessner bei der Zamenhoffeier Wien 2018
Herta Niessner bei der Zamenhoffeier Wien 2018

(2020-11-15, Alfred Heiligenbrunner,
gemäß Auskünften des Neffen Gerhard Niessner
und von Leopold Patek, Klosterneuburg)

Komparu: Intervjuo kun s-ino Niessner

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